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Gartenei
Peter Ghyczy; Elastogran GmbH; VEB Synthese, Werk Schwarzheide
1974
Dieser aufklappbare Sessel, der für den Innen- und Außenbereich geeignet ist, hat eine deutsch-deutsche Geschichte. Entworfen hat ihn Peter Ghyczy für die Firma Elastogran, die in den 1960er/1970er Jahren im niedersächsischen Lemförde ein Werk für Produkte aus Polyurethan betrieb. Ghyczy verantwortete dort von 1968 bis 1972 das Design-Center und entwarf zahlreiche innovative Möbel aus Kunststoff. 1968 wurde der Sessel auf der Kölner Möbelmesse gezeigt, die ganz im Zeichen des damaligen Kunststoffbooms und des Pop-Designs stand. Drei Jahre später verlegte die Geschäftsführung aus Lemförde aus Kostengründen die Polyurethan-Produktion in die Lausitzer Stadt Senftenberg in der ehemaligen DDR. Dort wurde der Sessel von 1971 bis 1975 hergestellt, weshalb er auch „Senftenberger Ei“ genannt wird. Elastogran lieferte Technik, Maschinen und Ghyczys Entwurf, 15.000 Sitzeier sollten im Gegenzug nach Niedersachsen geliefert werden. Noch im Jahr 1971 wurde Elastogran jedoch vollständig an die BASF verkauft, die die Produktion des Sessels nicht wieder auflegte.
Der Sessel blieb jedoch in Senftenberg bis 1975 in Produktion und wurde in großer Zahl in die sozialistischen Staaten verkauft. Das Werk bezog das für die Polyurethanherstellung nötige Erdöl aus der UdSSR und war von der Ölkrise Westeuropas, die dort den Kunststoffboom schon 1973 beendete, weniger betroffen. 1973 zeigte man den Sessel auf der Leipziger Messe, allerdings ohne den Namen des Designers und seine Vorgeschichte in der BRD zu erwähnen. Lange galt daher der Sessel als genuines DDR-Design, ein gesteuerter Irrtum. Der Sessel aus unserer Sammlung trägt den Produktionsstempel vom 11. Juni 1974.
Die Geschichte um das „Senftenberger Eis“ zeigt, dass ein Design-Entwurf von unterschiedlichen Herstellern produziert und vertrieben werden kann, solange Maschinen, Material und Knowhow zur Verfügung stehen. Damit sind nicht nur Entwurf und Produktion, sondern auch der Vertrieb Teil der Designgeschichte.
Der Namen Peter Ghyczys verschwand nur vorübergehend aus dieser Geschichte. In den 1990er Jahren legte der Designer in den Niederlanden das Gartenei als Teil seiner Ghyczy-Kollektion wieder auf.
Titel
Gartenei
Beteiligte
Peter Ghyczy (Design) GND
Elastogran GmbH (Auftraggeber) GND
VEB Synthese, Werk Schwarzheide (Herstellung) GND
Datierung
1971 - 1975 (Produktionszeitraum)
1968 (Entwurf)
Geografischer Bezug
Herstellungsort: Deutschland
Material / Technik
Polyurethan, Textil, Schaumstoffpolster
Maße
Objektmaß:
geschlossen 45,3 x 84 x 74 cm
Objektbezeichnung
Sammlungbereich
Inventarnummer
D.1113
Creditline
Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main
Zugang
Ankauf; 31.05.2003; Neumeister Auktionshaus München
In Alben enthalten
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Drei Jahre später verlegte die Geschäftsführung aus Lemförde aus Kostengründen die Polyurethan-Produktion in die Lausitzer Stadt Senftenberg in der ehemaligen DDR. Dort wurde der Sessel von 1971 bis 1975 hergestellt, weshalb er auch „Senftenberger Ei“ genannt wird. Elastogran lieferte Technik, Maschinen und Ghyczys Entwurf, 15.000 Sitzeier sollten im Gegenzug nach Niedersachsen geliefert werden. Noch im Jahr 1971 wurde Elastogran jedoch vollständig an die BASF verkauft, die die Produktion des Sessels nicht wieder auflegte.<br class="linefeed" />Der Sessel blieb jedoch in Senftenberg bis 1975 in Produktion und wurde in großer Zahl in die sozialistischen Staaten verkauft. Das Werk bezog das für die Polyurethanherstellung nötige Erdöl aus der UdSSR und war von der Ölkrise Westeuropas, die dort den Kunststoffboom schon 1973 beendete, weniger betroffen. 1973 zeigte man den Sessel auf der Leipziger Messe, allerdings ohne den Namen des Designers und seine Vorgeschichte in der BRD zu erwähnen. Lange galt daher der Sessel als genuines DDR-Design, ein gesteuerter Irrtum. Der Sessel aus unserer Sammlung trägt den Produktionsstempel vom 11. Juni 1974.<br class="linefeed" />Die Geschichte um das „Senftenberger Eis“ zeigt, dass ein Design-Entwurf von unterschiedlichen Herstellern produziert und vertrieben werden kann, solange Maschinen, Material und Knowhow zur Verfügung stehen. Damit sind nicht nur Entwurf und Produktion, sondern auch der Vertrieb Teil der Designgeschichte. <br class="linefeed" />Der Namen Peter Ghyczys verschwand nur vorübergehend aus dieser Geschichte. In den 1990er Jahren legte der Designer in den Niederlanden das Gartenei als Teil seiner Ghyczy-Kollektion wieder auf. <br class="linefeed" />,Das <strong>Garten-Ei</strong> ist ein Kunststoff-Sessel zum Aufklappen: <br class="linefeed" />Für die Wohnung oder den Garten.<br class="linefeed" />Der Designer Peter Ghyczy hat das <strong>Garten-Ei</strong> erfunden. <br class="linefeed" />Und auch viele andere Möbel aus Kunststoff.</p><p>Das <strong>Garten-Ei</strong> war im Jahr 1968 auf der Möbel-Messe in Köln ausgestellt.<br class="linefeed" />Damals waren Kunststoff-Möbel etwas Neues. <br class="linefeed" />Viele Menschen wollten solche Möbel haben!<br class="linefeed" />Die Firma Elastogran hat das <strong>Garten-Ei</strong> hergestellt und verkauft.</p> <p class="ul-prefix">Die Firma Elastogran hatte eine Kunststoff-Fabrik in der Stadt Lemförde in West-Deutschland. <br class="linefeed" />Damals war Deutschland noch geteilt:</p><ul><li>in die <strong>D</strong>eutsche <strong>D</strong>emokratische <strong>R</strong>epublik in Ost-Deutschland. <br class="linefeed" />Kurz: DDR.</li><li>und in die <strong>B</strong>undes-<strong>R</strong>epublik <strong>D</strong>eutschland in West-Deutschland.<br class="linefeed" />Kurz: BRD.</li></ul><p>Doch im Jahr 1971 hat die Firma Elastogran ihre Produktion nach Ost-Deutschland ausgelagert. <br class="linefeed" />Die Firma VEB Synthese Werk aus Senftenberg hat nun das </strong>Garten-Ei</strong> hergestellt.<br class="linefeed" />In Ost-Deutschland war die Herstellung von Kunststoff-Möbeln günstiger.<br class="linefeed" />Daher nennt man das <strong>Garten-Ei</strong> auch <strong>Senftenberger Ei</strong>.</p><p>Das <strong>Garten-Ei</strong> wurde noch bis zum Jahr 1975 in der Stadt Senftenberg hergestellt. <br class="linefeed" />Und viele <strong>Garten-Eier</strong> wurden auch verkauft: <br class="linefeed" />Vor allem in befreundete Staaten nach Ost-Europa. <br class="linefeed" />Aber sie wurden nicht mehr nach West-Deutschland geliefert. <br class="linefeed" />Obwohl das mit der Firma Elastogran so vereinbart war.<br class="linefeed" />Denn: Im Jahr 1971 wurde die Firma Elastogran an die Firma BASF verkauft. <br class="linefeed" />Und die Firmen hatten nichts mehr miteinander zu tun.</p><p>Im Jahr 1973 hat man das <strong>Garten-Ei</strong> auf der Messe in Leipzig in<br class="linefeed" />Ost-Deutschland gezeigt.<br class="linefeed" />Man hat aber nicht gesagt, wer der Designer war. <br class="linefeed" />Deshalb haben viele Menschen lange gedacht:<br class="linefeed" />Das <strong>Garten-Ei</strong> ist eine ost-deutsche Idee.</p><p>Der Designer Peter Ghyczy hat das <strong>Garten-Ei</strong> später in den Niederlanden wieder hergestellt.<br class="linefeed" />Zusammen mit anderen Möbeln und Gegenständen.<br class="linefeed" />Das war in den 1990er Jahren. <br class="linefeed" />Mittlerweile lebt der Designer nicht mehr.<br class="linefeed" />Er ist im Jahr 1940 in Budapest in Ungarn geboren.<br class="linefeed" />Und im Jahr 2022 in Venlo in den Niederlanden gestorben.</p><p>Die Geschichte um das <strong>Garten-Ei</strong> zeigt:<br class="linefeed" />Verschiedene Firmen können den Kunststoff-Sessel herstellen und verkaufen.<br class="linefeed" />Wichtig ist:<br class="linefeed" />Sie brauchen die passenden Maschinen, das Material und das Wissen.</p><p>Der Sessel aus unserer Sammlung ist im Jahr 1974 hergestellt worden.</p><p><strong>Wer noch mehr wissen möchte:</strong><br class="linefeed" />Zum Herstellen von Kunststoff braucht man Erdöl.<br class="linefeed" />Mitte der 1970er Jahre gab es eine Öl-Krise in West-Europa.<br class="linefeed" />Das hatte zur Folge: Man hat in West-Deutschland nicht mehr so viel Kunststoff herstellen können.<br class="linefeed" />Das Problem hatten die Werke in Ost-Deutschland nicht.<br class="linefeed" />Das Erdöl hat die Firma in Senftenberg aus der Sowjetunion bekommen.,Gartenei, ein aufklappbarer Sessel aus Plastik
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Drei Jahre später verlegte die Geschäftsführung aus Lemförde aus Kostengründen die Polyurethan-Produktion in die Lausitzer Stadt Senftenberg in der ehemaligen DDR. Dort wurde der Sessel von 1971 bis 1975 hergestellt, weshalb er auch „Senftenberger Ei“ genannt wird. Elastogran lieferte Technik, Maschinen und Ghyczys Entwurf, 15.000 Sitzeier sollten im Gegenzug nach Niedersachsen geliefert werden. Noch im Jahr 1971 wurde Elastogran jedoch vollständig an die BASF verkauft, die die Produktion des Sessels nicht wieder auflegte.<br class="linefeed" />Der Sessel blieb jedoch in Senftenberg bis 1975 in Produktion und wurde in großer Zahl in die sozialistischen Staaten verkauft. Das Werk bezog das für die Polyurethanherstellung nötige Erdöl aus der UdSSR und war von der Ölkrise Westeuropas, die dort den Kunststoffboom schon 1973 beendete, weniger betroffen. 1973 zeigte man den Sessel auf der Leipziger Messe, allerdings ohne den Namen des Designers und seine Vorgeschichte in der BRD zu erwähnen. Lange galt daher der Sessel als genuines DDR-Design, ein gesteuerter Irrtum. Der Sessel aus unserer Sammlung trägt den Produktionsstempel vom 11. Juni 1974.<br class="linefeed" />Die Geschichte um das „Senftenberger Eis“ zeigt, dass ein Design-Entwurf von unterschiedlichen Herstellern produziert und vertrieben werden kann, solange Maschinen, Material und Knowhow zur Verfügung stehen. Damit sind nicht nur Entwurf und Produktion, sondern auch der Vertrieb Teil der Designgeschichte. <br class="linefeed" />Der Namen Peter Ghyczys verschwand nur vorübergehend aus dieser Geschichte. In den 1990er Jahren legte der Designer in den Niederlanden das Gartenei als Teil seiner Ghyczy-Kollektion wieder auf. <br class="linefeed" />,Das <strong>Garten-Ei</strong> ist ein Kunststoff-Sessel zum Aufklappen: <br class="linefeed" />Für die Wohnung oder den Garten.<br class="linefeed" />Der Designer Peter Ghyczy hat das <strong>Garten-Ei</strong> erfunden. <br class="linefeed" />Und auch viele andere Möbel aus Kunststoff.</p><p>Das <strong>Garten-Ei</strong> war im Jahr 1968 auf der Möbel-Messe in Köln ausgestellt.<br class="linefeed" />Damals waren Kunststoff-Möbel etwas Neues. <br class="linefeed" />Viele Menschen wollten solche Möbel haben!<br class="linefeed" />Die Firma Elastogran hat das <strong>Garten-Ei</strong> hergestellt und verkauft.</p> <p class="ul-prefix">Die Firma Elastogran hatte eine Kunststoff-Fabrik in der Stadt Lemförde in West-Deutschland. <br class="linefeed" />Damals war Deutschland noch geteilt:</p><ul><li>in die <strong>D</strong>eutsche <strong>D</strong>emokratische <strong>R</strong>epublik in Ost-Deutschland. <br class="linefeed" />Kurz: DDR.</li><li>und in die <strong>B</strong>undes-<strong>R</strong>epublik <strong>D</strong>eutschland in West-Deutschland.<br class="linefeed" />Kurz: BRD.</li></ul><p>Doch im Jahr 1971 hat die Firma Elastogran ihre Produktion nach Ost-Deutschland ausgelagert. <br class="linefeed" />Die Firma VEB Synthese Werk aus Senftenberg hat nun das </strong>Garten-Ei</strong> hergestellt.<br class="linefeed" />In Ost-Deutschland war die Herstellung von Kunststoff-Möbeln günstiger.<br class="linefeed" />Daher nennt man das <strong>Garten-Ei</strong> auch <strong>Senftenberger Ei</strong>.</p><p>Das <strong>Garten-Ei</strong> wurde noch bis zum Jahr 1975 in der Stadt Senftenberg hergestellt. <br class="linefeed" />Und viele <strong>Garten-Eier</strong> wurden auch verkauft: <br class="linefeed" />Vor allem in befreundete Staaten nach Ost-Europa. <br class="linefeed" />Aber sie wurden nicht mehr nach West-Deutschland geliefert. <br class="linefeed" />Obwohl das mit der Firma Elastogran so vereinbart war.<br class="linefeed" />Denn: Im Jahr 1971 wurde die Firma Elastogran an die Firma BASF verkauft. <br class="linefeed" />Und die Firmen hatten nichts mehr miteinander zu tun.</p><p>Im Jahr 1973 hat man das <strong>Garten-Ei</strong> auf der Messe in Leipzig in<br class="linefeed" />Ost-Deutschland gezeigt.<br class="linefeed" />Man hat aber nicht gesagt, wer der Designer war. <br class="linefeed" />Deshalb haben viele Menschen lange gedacht:<br class="linefeed" />Das <strong>Garten-Ei</strong> ist eine ost-deutsche Idee.</p><p>Der Designer Peter Ghyczy hat das <strong>Garten-Ei</strong> später in den Niederlanden wieder hergestellt.<br class="linefeed" />Zusammen mit anderen Möbeln und Gegenständen.<br class="linefeed" />Das war in den 1990er Jahren. <br class="linefeed" />Mittlerweile lebt der Designer nicht mehr.<br class="linefeed" />Er ist im Jahr 1940 in Budapest in Ungarn geboren.<br class="linefeed" />Und im Jahr 2022 in Venlo in den Niederlanden gestorben.</p><p>Die Geschichte um das <strong>Garten-Ei</strong> zeigt:<br class="linefeed" />Verschiedene Firmen können den Kunststoff-Sessel herstellen und verkaufen.<br class="linefeed" />Wichtig ist:<br class="linefeed" />Sie brauchen die passenden Maschinen, das Material und das Wissen.</p><p>Der Sessel aus unserer Sammlung ist im Jahr 1974 hergestellt worden.</p><p><strong>Wer noch mehr wissen möchte:</strong><br class="linefeed" />Zum Herstellen von Kunststoff braucht man Erdöl.<br class="linefeed" />Mitte der 1970er Jahre gab es eine Öl-Krise in West-Europa.<br class="linefeed" />Das hatte zur Folge: Man hat in West-Deutschland nicht mehr so viel Kunststoff herstellen können.<br class="linefeed" />Das Problem hatten die Werke in Ost-Deutschland nicht.<br class="linefeed" />Das Erdöl hat die Firma in Senftenberg aus der Sowjetunion bekommen.,Gartenei, ein aufklappbarer Sessel aus Plastik
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