Mit wenigen, expressiven Pinselstrichen hat der Maler den knorrigen, fast abgestorbenen Stamm eines alten Pflaumenbaumes aufs Papier geworfen. Die bereits Ende des Winters blühende Pflaume mag hier als Metapher für das unter westlicher Großmachtpolitik und inneren Kämpfen leidenden Landes und seiner Hoffnungen zu verstehen sein. Dem ungestümen, ungeschönten Pinselduktus, mit dem der Maler den Baumstamm fast nachlässig skizziert hat, entspricht die harte, nahezu grobe Handschrift seiner Titelinschrift und Signatur unten links. Sogar das von ihm geschnittene Siegel zeigt dieselbe archaische Kraft und Unmittelbarkeit.
Xie Zhu, Professor für Chinesische Malerei an der Kunstfachschule in Shanghai, gilt als bedeutender Maler der ‚Shanghaier Schule‘, die im frühen 20. Jahrhundert die progressive Richtung in der chinesischen Malerei verkörperte. Er war besonders berühmt für seine Blumenmalerei im expressiven Stil (xieyi), in der er die kalligraphische Wucht der Tusche mit einer starken Farbigkeit verband. Zusammen mit anderen namhaften Künstlern der Shanghaier Schule wie Zhang Daqian (1899–1983) und Wu Hufan (1894–1968) wurde er in die 1920 gegründete Gesellschaft für Kalligraphie und Malerei am Westberg (Xishan) in Wuxi aufgenommen.