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Ulmer Hocker
Max Bill; Hans Gugelot; Paul Hildinger; Hochschule für Gestaltung Ulm
1954
Im Jahr 1953 begannen die Arbeiten am Neubau der Hochschule für Gestaltung in Ulm. Für den gesamten Bau standen insgesamt zwei Millionen D-Mark zur Verfügung, was auch zu jener Zeit weit unter dem dafür üblichen Budget lag. Die Gestalter Hans Gugelot und Max Bill, der das Gebäude auch entworfen hatte, hielten die Ausstattung mit Möbeln deshalb bewusst einfach.
Der Ulmer Hocker wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Leiter der schuleigenen Holzwerkstatt Paul Hildinger und dem Leiter der Metallwerkstatt Josef Schlecker entwickelt und in der Holzwerkstatt an einer Kreissäge der Firma Ulmia gefertigt. Er besteht aus drei Fichtenbrettern, die durch eine sogenannte Fingerverzinkung miteinander verbunden sind, sowie einem Rundholz aus Buche, das die Wangen zusätzlich zusammenhält und als Griff für den Transport genutzt werden kann. Die offenen Unterkanten der Wangen sind mit Buchenhölzern verstärkt und schützen vor Abnutzung. Er kann zum Sitzen, zum Tragen von Büchern, als niedriger Tisch, Sockel oder Pult und, wenn man mehrere aneinanderreiht, als Regalelement verwendet werden. Der Hocker kam in der Hochschulkantine, in den Unterrichtsräumen sowie im Studierenden-Wohnheim zum Einsatz und konnte auch von Privatkund:innen gekauft werden. 1960 kostete er 11 D-Mark.
Nach der Schließung der Schule aufgrund anhaltender finanzieller Defizite stellte Paul Hildinger das Sitzmöbel in seiner eigenen Ulmer Werkstatt in kleiner Serie weiter her. Ab den 1970er Jahren produzierten ihn wechselnde Firmen in Deutschland, Italien und der Schweiz. Heute ist die wb form AG aus Zürich der lizensierte Hersteller, in dessen Werkstätten Menschen mit Behinderung arbeiten und den Ulmer Hocker in verschiedenen Hölzern und Farben produzieren. Er kostet derzeit 209 Euro und trägt eine charakteristische Stempel-Signatur mit dem Namen Max Bills auf der Unterseite der Sitzfläche. Die Firma erwähnt in ihrem Internet-Auftritt Hans Gugelot als Mitgestalter des Hockers, nicht aber die beiden Werkstattleiter Paul Hildinger und Josef Schlecker.
Die Gründung der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Ulm hatte den Anspruch, Gestalter:innen für ein antifaschistisches und demokratisches Nachkriegsdeutschland auszubilden. Gegründet wurde die Schule von Inge Scholl, der Schwester der ermordeten Widerstandskämpfer:innen Sophie und Hans Scholl, und ihrem Ehemann, dem Grafikdesigner Otl Aicher. Die HfG Ulm wollte nach der Zeit des Nationalsozialismus und des Wiederaufbaus an die Lehrtraditionen des Bauhauses anschließen. Bis zu ihrer Schließung 1968 veränderte die Hochschule immer wieder ihr pädagogisches Lehrkonzept. Zu Anfang, unter dem Einfluss des Gründungsrektors Max Bill, waren die Strukturen und Inhalte stark an jenen des Bauhauses orientiert und hatten einen deutlicheren Praxisbezug, später verschoben sie sich zunehmend hin zu theoretischen und wissenschaftlichen Lehrinhalten. Das Lehrkonzept und den Namen übernahm 1968 die Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main.
Titel
Ulmer Hocker
Beteiligte
Max Bill (Design) GND
Hans Gugelot (Design) GND
Paul Hildinger (Design) GND
Hochschule für Gestaltung Ulm (Design) GND
Datierung
1954 (Entwurf)
Material / Technik
Sitzfläche und Seitenwände Fichtenholz, Rundstab und Standleiste an Unterkante der Seitenwände Buchenholz
Objektbezeichnung
Sammlungbereich
Inventarnummer
17619
Creditline
Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main
In Alben enthalten
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