An einem Gebirgsfluss spielt ein Gelehrter ganz in sich gekehrt die Zither. Er trägt die altertümliche Kleidung der Song-Zeit und sitzt auf einem Leopardenfell, einem Symbol transzendenter Entrückung bei daoistischen Unsterblichen oder buddhistischen Heilsgestalten. Das herbstliche Mondfest war in China von alters her Anlass, aufs Land zu fahren und von einem Boot aus die Spiegelung des besonders großen Herbstmondes im Wasser zu bewundern.
Der Hofmaler Liu Songnian in Hangzhou galt als einer der besten Figuren- und Landschaftsmaler der dortigen Akademie. Sein Malstil, der auch in dieser späten Kopie zum Ausdruck kommt, verband die monumentalen Gebirgsformationen in der Malerei der Nördlichen Song-Zeit mit der Diagonalkomposition und dem kalligraphischen Pinselduktus (‚Axthiebstriche‘) der Südlichen Song.
Das Siegel oben in der Mitte gehört dem Dichter und Kunstsammler Nalan Xingde (1655–1685), einem Mitglied der kaiserlichen Familie, der sich daher befugt sah, sein Siegel an dieser prominenten, eigentlich dem Kaiser vorbehaltenen Position zu platzieren.