Liu Kuo-sung gilt als Pionier einer international orientierten modernistischen Tuschemalerei. Als einer beiden noch lebenden Künstlern dieser Ausstellung zählt er heute zu den großen Gegenwartskünstlern Chinas. Er wurde in Bengbu in der Provinz Anhui geboren und kam 1949 als junger Mann nach Taiwan, wo er traditionelle chinesische und zeitgenössische westliche Malerei studierte. Besonders der Abstrakte Expressionismus faszinierte ihn, da er in ihm Parallelen zur chinesischen Literatenmalerei erkannte.
Dieses Bild entstand im Zuge einer Gemeinschaftsausstellung der beiden Künstler Liu Kuo-sung und Au Ho-nien 1979 im Museum für Kunsthandwerk (dem heutigen Museum Angewandte Kunst). Es diente wohl zur Demonstration seiner besonderen Maltechnik. Die zentralen, tiefschwarzen Tuschestriche sind mit breitem Pinsel auf der Rückseite des nach Lius eigenen Vorstellungen produzierten grobfaserigen Papiers ausgeführt. Anschließend ergänzte der Künstler die Komposition mit einigen in hellerer Tusche lavierten Strichen rechts oben. Ungewöhnlich ist auch seine Signatur unten genau in der Mitte des Bildes. Es scheint, als ob er dadurch die eigenartige Form darüber besonders hervorheben wollte. Es ist eine mit wenigen, breiten Pinselhieben rasch hingeworfene Komposition, die eher an eine Kalligraphie als an ein Landschaftsbild erinnert und so frei für alle möglichen Assoziationen ist.