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Schale mit Vogeldekor
10. Jahrhundert
Nach heutigen Forschungsstand wird die aus dem 10. Jahrhundert stammende steilwandige Tonschale auf flachem Standring der Töpferkunst aus Nischapur, im Nordosten des heutigen Iran, zugeordnet. Sie wurde mit einer weißen Engobe (dünnflüssige Tonmineralmasse) eingefärbt und farblos glasiert. Der Dekor in dunkler Farbe zieht sich einmal um den Schalenrand und zeigt im Inneren eine abstrakte Malerei. Je nachdem, wie man auf die Schale blickt, lässt sich die Darstellung unterschiedlich deuten – etwa als langhalsiger Vogel mit abgesenkten Schwingen und einem zur Ornamentranke (Palmetten) abgewandeltem Schweif oder als gehörntes Tier, möglicherweise ein Steinbock. Die Malerei zieren Zeichen, die an arabische Schrift erinnern.
Darstellungen von Vögeln, aber auch Steinböcken oder Fischen findet man auf vergleichbarer Keramik häufig. In der Sammlung des Museums finden sich verschiedene Beispiele für Vogeldekor mit kalligrafischen Schmuckstreifen. Meist ist der Schriftdekor darauf lesbar und die Vögel sind in ihrer Eigenart erkennbar. Die Darstellung auf der hier abgebildeten Schale jedoch entzieht sich jeder eindeutigen Definition und Lesbarkeit. Der hohe Abstraktionsgrad macht die Schale zu einem außergewöhnlichen Stück.
Funde vergleichbarer weißgrundiger Ware in Nischapur lassen den Schluss zu, dass auch diese Schale dort hergestellt wurde. Nischapur war eine der Hauptstädte der Samaniden, die dort von 874 bis 999 ihre eigene, vom Kalifat in Bagdad unabhängige Herrschaft errichtet hatten. Im Zuge dessen entwickelten sich neben Wohlstand auch eigene Kunstformen wie diese am frühen chinesischen Steinzeug und Porzellan orientierte Keramik. Die mit einem weißen, deckenden Anguss überzogenen Tongefäße waren widerstandsfähiger und leichter zu produzieren als die begehrte zerbrechliche Chinaware, die seit Jahrhunderten auf der zentralasiatischen Seidenstraße und auf dem Seeweg in die Region importiert wurde. Die freie Gestaltung der Dekoration mit Schrift und Tiermotiven, die sich völlig unabhängig von altpersischen oder chinesischen Vorbildern entfaltet, ist dabei eine eigenständige und besondere Leistung der Töpferkunst aus Nischapur.
Titel
Schale mit Vogeldekor
Datierung
10. Jahrhundert (Herstellung)
Geografischer Bezug
Entstehungsort: Nischapur
Material / Technik
Irdenware, gedreht; Unterglasurmalerei; weißer Anguss, Schlickermalerei unter transparenter farbloser Glasur
Maße
Objektmaß:
8,2 x 24,7 x 24,7 cm
Objektbezeichnung
Sammlungbereich
Inventarnummer
13170
Creditline
Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main
Zugang
Ankauf; 14.03.1964; Mohammad Yeganeh - Antike Kunst, Frankfurt am Main
In Alben enthalten
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