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Frankfurter Küche
Margarete Schütte-Lihotzky; Hochbauamt Frankfurt am Main
1929
Margarete Schütte-Lihotzky, erste Österreicherin mit abgeschlossenem Architekturstudium, kam 1926 aus Wien an das Frankfurter Hochbauamt. Unter Leitung des Stadtbaurats Ernst May entstanden hier ab 1925 zahlreiche Industriebauten, öffentliche Gebäude und etwa 12.000 kommunale Wohnungen, die unter dem Begriff „Neues Frankfurt“ in die Architekturgeschichte eingingen. Schütte-Lihotzky wurde zur Spezialistin für die Planung der Küchen dieser Wohnungen. Dabei griff sie verschiedene zeitgenössische Debatten auf: über rationelle Haushaltsführung, über raum- und zeitsparende Abläufe in der Küchenarbeit, über standardisierte Herstellungsverfahren für Einbauelemente wie Schränke, Arbeitsflächen oder Türgriffe. Von der sogenannten Frankfurter Küche, die Schütte-Lihotzky entworfen hat, existieren noch etwa 10.000 Exemplare in dreißig Varianten, die in den schmalen Küchengrundriss der Siedlungswohnungen fest eingebaut wurden. Finanziert wurde die Küche von den Mieter:innen über eine Mietumlage.
Geplant als reine Arbeitsküche auf einer rechteckigen Grundfläche von nur 6 bis 7 Quadratmetern nutzt Schütte-Lihotzky in ihrem Entwurf den knappen Raum vollständig vom Boden bis zur Decke aus und bringt in ihm alles Nötige unter. Charakteristisch sind die aus Aluminium gefertigten Schütten für Gries, Reis oder Zucker. Die glatten Schranktüren und Arbeitsflächen lassen sich leicht reinigen, die verglasten Schiebetüren offenbaren den Inhalt der Schränke und vermeiden langes Suchen. Die Griffe sind typisierte Normbeschläge des Hochbauamtes oder prismatische Holzklötze mit Griffmulde. Die ersten Küchen waren grün, später waren manche aus hygienischen Gründen blau. Es gibt aber auch hellbeige Küchen, wie das Stück in der Sammlung des Museum Angewandte Kunst. Der Fußboden besteht aus polierten Kalkplatten. In unserem Exemplar nicht mehr enthalten sind das ausklappbare Bügelbrett, der höhenverstellbare Hocker, der Elektroherd der Firma Prometheus und die über eine Metallleiste verschiebbare Deckenleuchte.
Die Frankfurter Küche definierte für mehrere Jahrzehnte den Standard einer reinen Arbeitsküche als von der übrigen Wohnung abgetrennter Raum. So bemerkenswert das Design, so anhaltend war die Kritik, dass die Frau, scheinbar natürlich die unbezahlte Hausarbeit erledigend, mit diesem Raumkonzept vom restlichen Familienleben isoliert wurde und Küchenarbeit eine gleichzeitige Kinderbetreuung unmöglich machte. Auch war die Frau angehalten, die häuslichen Arbeiten rasch und ökonomisch effizient zu absolvieren, womit die Doppelbelastung von Hausarbeit und Berufstätigkeit festgeschrieben wurde.
So bleibt also die Frage: Kann eine effiziente Raumgestaltung ein sozialpolitisches Problem lösen?
Titel
Frankfurter Küche
Beteiligte
Margarete Schütte-Lihotzky (Design) GND
Hochbauamt Frankfurt am Main (Auftraggeber) GND
Datierung
1926 - 1927 (Entwurf)
Geografischer Bezug
Entstehungsort: Frankfurt am Main
Material / Technik
Nadelhölzer, Buche, Aluminium, Glas, Linoleum, Wandfliesen, Solnhofener Platten u.a.
Maße
Objektmaß:
2,79 x 2,11 x 3,45 m
Objektbezeichnung
Inventarnummer
ABG Holding
Creditline
Dauerleihgabe ABG Frankfurt Holding
In Alben enthalten
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