Dieses Psalterium, ein liturgisches Buch, enthält handschriftliche biblische Psalmen auf Pergament (Tierhaut), die mit Gold und Zierschmuck "zum Leuchten" gebracht wurden. Es gehört zu den wenigen bekannten Psalterien, die in Südfrankreich entstanden sind. Da das Christentum eine Buchreligion ist, zählten Bücher zu den kostbarsten Besitztümern der Klöster. Dieses Psalterium ist das älteste in der Sammlung des Museum Angewandte Kunst und befindet sich in einem hervorragenden Zustand.

Mit seiner Ornamentik und seinen reichhaltigen Bildzyklen ist es prächtig ausgestattet. Sein handliches Format steht für die damals in Frankreich einsetzende Entwicklung vom psautier, dem biblischen Psalmenbuch der Mönche für das Stundengebet im Kloster, zum livre d’heures, dem Stundenbuch für Laien, das für das private Beten bestimmt war.
Dieses Psalterium vereinigt stilistisch romanische mit den damals aufkommenden gotischen Stilelementen. Die Buchmalerei stammt von mindestens zwei Künstlern aus dem Umkreis der Schule von Avignon und zeigt auch Pariser Einflüsse. Der Text ist in provenzalischer Sprache in gotischer Minuskel geschrieben und wurde von unbekannter Hand im 16. Jahrhundert um Zusammenfassungen in Latein ergänzt.